22.07.2011 - S21 - Der S21 Stresstest, die Jesuiten und ein trickreicher SUV Verkäufer

Jetzt also jubelt die S21 Befürworterpresse. Der Stresstest ist bestanden- grünes Licht für S21.

Alleine die kollektive Ignoranz dieser Medien gegenüber den Tatsachen lässt mich nur noch den Kopf schütteln.

Da wird dem S21 Tiefbahnhof eine 30% höhere Leistungsfähigkeit als dem bestehendem Bahnhof in einem Auditbericht bestätigt, aber keiner fragt, ob dies, SO wie proklamiert, auch den Tatsachen entspricht.

Sowohl in der Schlichtung selbst als auch in einer Pressekonferenz des Aktionsbündnisses vom 21.07.2011 (siehe fluegel.tv ) wurde klar aufgezeigt, dass der bestehende Bahnhof bis zu 54 Züge in der Spitzenstunde bewältigen kann. Wie also nun der geplante Bahnhof mit 49 Zügen als leistungsfähiger bezeichnet werden kann, erschließt sich mir nicht.

Stellen sie sich mal vor, sie sind Besitzer eines tollen SUVs (sport utility vehicle - auch trivial als Geländewagen zu bezeichnen). Sie nutzen den Wagen aber vornehmlich auf der Strasse und sie haben den Wagen bisher nur selten mal auf der Autobahn auf 220 gejagt. Der Wagen hat einen Messmöglichkeit im Bordcomputer, die ihnen die, auf die Zahl der gefahrenen Kilometer ihres letzten Trips, bezogene Durchschnittsgeschwindigkeit anzeigt. Diese liegt aufgrund ihres letzten Trips von 600 gefahrenen Kilometern sagen wir mal bei 78 km/h.

Nun kommt ein großartiger Verkäufer und erzählt ihnen, dass der neue SUV seiner Firma um 30% besser ist als ihr alter. Der neue ist natürlich deutlich teurer aber dafür ja auch 30% leistungsfähiger. Um seine Behauptung zu untermauern, legt er ihnen ein Gutachten vor, das seine Firma in Auftrag gegeben hat und das belegt, dass dieser SUV problemlos ihren letztem Trip mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von104 km/h geschafft hätte - also 30% mehr als ihre letztmals  gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit. Der Verkäufer sagt: "Sehen sie. Das Gutachten zeigt ganz klar, dass unser Wagen 30% leistungsfähiger ist ihr alter Wagen." Er unterlässt es aber, nachzuweisen, dass sie das mit ihrem alten Wagen nicht geschafft hätten. Er unterlässt es auch, ihnen die mögliche Höchstgeschwindigkeit des neuen SUVs nachzuweisen.

Würden sie jetzt dem Verkäufer den Vogel zeigen? Also ganz ehrlich: Ich würde es tun und es mir verbieten, dass mich dieser Verkäufer noch einmal belästigt und meine Zeit verschwendet.

Wie aber kann es sein, dass im Falle des Stresstestes von S21 die Befürworter eine so geartete Beweisführung als wegbereitend für ein Milliardenprojekt bezeichnen können?

Die Erleuchtung kam mir, als ich erfuhr, dass der Schlichter ein Jesuitenschüler ist (siehe hier in der Biographie auf Wikipedia).

Ich möchte hier nicht die gesamte Geschichte des Jesuitenordens ausbreiten (wenngleich sie sehr interessant ist), aber einige Anmerkungen hierzu sind hilfreich.

Der Gründer des Ordens, Ignatius von Loyola, hat unter anderen gesagt: „Ich werde glauben, dass Weiß Schwarz ist, wenn es die Kirche so definiert.“

Damit ist mir jetzt zumindest klar, das man als jesuitisch geprägter Mensch durchaus weiß zu schwarz erklären kann. Das hinter dem Orden nun die katholische  Kirche und der Papst als Instanz stehen, sei hier nicht von Bedeutung, es geht um das grundsätzliche Vermögen und die Bereitschaft, sich in Hierarchien GEHORSAM zu verhalten und von OBEN angeordnete WAHRHEITEN als solche zu vertreten. Was sind reale Tatsachen wert, wenn man sie eben nicht so brauchen kann, wie sie nun  mal sind. Sie werden eben einfach für wertlos erklärt oder gar ignoriert und der Gehorsam der untergeordneten Hierarchien garantiert deren Verbreitung bzw. Umsetzung (wenn der Chef sagt "Weiß ist schwarz." dann ist das so und ich werde diese Botschaft als wahr verbreiten - Nachfragen meinerseits sind ein Zeichen von Ungehorsam).

Dass Jesuitenlogik durchaus auch auf anderem Gebiet ertaunliches zu Wege bringt und sich eben nicht nur auf rein religiöse Dinge beschränkt, dafür hier  zwei Links zum Thema Atomkrieg : Link1  Link2.

Dass so viele Befürwortermedien hier einen der Art nach jesuitischen Gehorsam zeigen, erachte ich als irgendwie sehr gefährlich.

Andererseits obliegt es jedem selber (und von dieser Verantwortung kann man niemanden entbinden), ob der dem  beschriebenen SUV Verkäufer auf dem Leim geht oder eben nicht. Im Falle des SUV Verkäufers ist der Fall noch für nahezu jeden zu durchschauen. Im Falle von S21 bedarf es allerdings der Muße und der Bereitschaft, dass man sich über die Sachverhalte kundig macht.
Die Chance hiefür ist dank der S21 Projektgegner und deren zahlreichen Veröffentlichungen zu dem Thema für jeden gegeben. Dafür an alle, die sich darum kümmern, ein herzliches Danke.

Möge der freie Geist vieler zu einer freien Entscheidung finden und den tricksenden SUV Verkäufer des Feldes verweisen.

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