Montag, 11. April 2011

11.04.2011 - Tatort vom 10.04.2011 - Jagdzeit - meine Kritik

Das Prekariat Münchens als morbider Rahmen eines Kriminalfalles konnte drastischer nicht ins Bild gesetzt werden. Drehbuchautor Peter Probst hat hier ein wahres Meisterwerk abgeliefert. Ein Kriminalfall als Aufhänger für Gesellschaftskritik ist immer eine gewagte Sache. Wenn es aber wie hier so meisterhaft gelingt, dann ,denke ich, wäre ein Fernsehpreis angebracht.
Katja Bürkle spielt die alkohol- und medikamentenabhängige Mutter, Tini Burger, der 13 jährigen Mordzeugin Nessie Burger unaufdringlich und überzeugend. Eine wahre Meisterleistung!
Beeindruckend für mich die Detailliebe mit der Regisseur Peter Fratzscher das Umfeld dieses Münchner Armenviertels ins Bild setzt. Da sind sogar die Windeln der pflegebedürtigen alten Dame, die Nessie betreut, wert, dass man sie ins Bild setzt.
Ein vergessener Junkie in enem baufälligen Kellergewölbe der für niemanden mehr etwas Besonders darstellt, ein vermeintlicher Wohltäter (das Mordopfer), der selbst wegen Arbeitslosigkeit in eine prekäre Lage gerät und deshalb seine Schützlinge betrügt, ein rachsüchtiger Arbeitsloser, eine verkommene Ehefrau des Opfers, die sich nicht darum kümmert, wie ihr Mann ihren aufwendigen Lebensstil finanziert und ein Täter aus Liebe zu eben dieser Frau, der letzendlich von der Mutter der Tatzeugin aus Notwehr (oder auch nicht? Hier bleibt ohne Not eine Frage offen.) mit einer Schere erstochen wird.
Diese Zutaten, zu einem glaubwürdigen Kriminalfall zu verarbeiten, gelingt wahrhaft sehr beeindruckend. Unterhaltung mit Niveau und sozialkritischer Nachricht gelingt hier auf souveräne Art.
Der Autor lässt erfreulich viel Raum für Batic und Leitmayr. um sich in gewohnter Art gegenseitg auf die Schippe zu nehmen. Einfach nur grandios  ist der Trick mit den Wiederholungen des Dialektratespiels.
Zwar war dieser Tatort keine leichte Kost, aber er war ein sozialkritisches Kriminalgourmetmenu der obersten Spitzenklasse.

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