Ich war hin und hergerissen. Die Tatidee, Geliebter einer Frau, die durch eine jugendliche Kriminelle zum Pflegefall wurde, agiert als Jugendtherapeut und macht eine Jugendliche Kriminelle zum Werkzeug seiner Rache, war an und für sich genial. Der Verlauf der Tataufklärung war aber eher zu simpel. Normalerwesie würde ich deshalb einen Tatort dafür abwerten. Diese Episode aber macht diese Manko wett durch die großartige Darstellung des Millieus der prekären Wiener Jugend.
Die schon fast comicartige, auf das Wesentliche beschränkte Beschreibung des Wiener Prekariats war für mich derartig eindrucksvoll, dass die Fallklärung in den Hintergrund gedrängt wurde.
Moritz Eisner, dem der gewohnt souveräne Harald Krassnitzer sehr ausdrucksstark Leben einhaucht, wird von seiner neuer Assistentin Bibi Fellner (alia Adele Neuhauser) auf menschlichem Gebiet gefordert. Die Neue, eine vom Leben enttäuschte Alkoholikerin, zieht nicht unangenehme Aufmerksamkeit auf sich und führt die Handlung nahezu unbemerkt entscheidend voran.
Ob das Motiv der abgewrackten Polizistin auch in weiteren Folgen des österreichischen Tatorts eine eher schwache Tathandlung vergessen machen kann, muss sich zeigen. Aber ich wünsche den Machern in Zukunft etwas stärkere Bücher, um das sicher kreative Potential der Kombination Eisner/Fellner voll auszuschöpfen.
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